Themen dieses Kapitels:



Der Evolutionsbegriff nach Charles Darwin. Die Argumente der „Kreationisten“ – was bedeutet „intelligent Design“?

1. Darwins „kopernikanische Wende“ – sein Evolutionsbegriff
2. unsere nächsten Verwandten: Tier – Schimpanse - Mensch
3. Kulturfähigkeit und Sprachfähigkeit





1. DARWINS "kopernikanische Wende"

Zunächst wurde versucht, die Evolutionstheorie Darwins näher zu bestimmen. Gab es Evolutionsvorstellungen bzw. -ideen vor Darwins Veröffentlichungen (1859, 1871)? Aristoteles hat unterschieden zwischen einer anima rationalis (der Mensch), einer anima sensibilis (das Tier) und einer anima vegetiva (die Pflanze). (Aufschlussreich ist die Tat-
sache, dass die Naturwissenschaft heute anima („Seele“) als „Sein“ versteht)
. Will man Darwins revolutionären Anstoß auf den Punkt bringen, kann man sagen, dass er als erster versuchte, eine Evolutionstheorie zu formulieren, die nicht auf den teleologischen Begriff stützte (der seit Jahrhunderten üblich war), sondern die Evolution als teleonomischen Prozess verstand. Die bis dahin vorherrschende teleologische Vorstellung stützte sich außerdem auf die Idee (bzw. Glaube) eines Gottesplans, der im Universum sich entfaltet. Daher die Aufregung von manchen Zeitgenossen, die meinten, Gott wäre überflüssig. Was sind die Grundelemente von der Evolutionstheorie? Dies kann man unter folgenden Prinzipien genauer formulieren:
a. Alle Arten von Lebewesen haben die Fähigkeit und die Tendenz, sich exponentiell zu vermehren, und sie tun es, soweit die äußeren Bedingungen das zulassen.
b. Die Individuen einer Population sind untereinander nicht gleich. Sie variieren in ihren Eigenschaften.
c. Die natürliche Selektion wirkt im Sinne einer Richtkraft für die Evolution. (S. Unterlagen für weitere Details).
Darwin hatte zwei Fragen nicht eindeutig klären können, z. B. die Mechanismus der Vererbung und die Akteure bei der „Evolutionsshow“ (Dawkins) Dennoch konnte Darwin erreichen, dass die Teleologie endgültig aus der Diskussion verbannt wurde. Er wehrte sich auch gegen einen philosophischen Essentialismus: z. B. Typen bzw. „Wesenheiten“. Teleonomie ist die programmgesteuerte Zweckmäßigkeit der Organismen. Dies gibt es nicht in der Chemie und Physik. Bald begann der Streit um die Abstammung des Menschen, der noch heute lebendig ist.



2 Tier Schimpanse - Mensch

Die moderne Verhaltensforschung hat auf die Ähnlichkeit zwischen Menschenaffen und Menschen aufmerksam gemacht. Bei Schimpansen, sagt A. Kortland, „ist man immer wieder betroffen von der Menschlichkeit ihres Handgebrauchs“. Dies ist für uns heute von besonderer Bedeutung, denn die Hand ist das Meisterorgan des Menschen, (Zwischenfrage: kommt „Weisheit“ von: an – weisen?) Dennoch der heutige Mensch ist der einzige Primat, der mit zehn Fingern Klavier spielen kann! Weiterhin meinen Anthropologen, dass eine ganze Reihe von Rollen, die man in menschlichen Gesellschaften findet, auch in Primatengruppen vorhanden ist. Zwei Beispiele: die engen Bindungen zu Verwandten und die guten Beziehungen zu höherrangigen Artgenossen.
Bekannt sind auch die vielen Experimente hinsichtlich der Sprachbegabung von Menschenaffen. In den Unterlagen sind einige Ergebnisse genannt, die lassen vermuten, dass Menschenaffen sprachbegabt sind: z. B. „Selbstgespräche“ führen können bzw. „symbolische Spiele“ ausführen. Zwergschimpansen sollen „gesprochenes Englisch“ verstehen usw. Es liegt auf der Hand, dass solche „Ergebnisse“ keineswegs unumstritten sind, sondern auch Kritik hervorgerufen haben. Dennoch ist es immer noch unklar, „ob die die Sprachleistung der Menschenaffen Ausdruck sprachspezifischer Hirnleistungen oder nur ein Nebeneffekt anderer kognitiver Fähigkeiten ist“. Was ist denn der Unterschied in der Sprachbegabung zwischen Mensch und Menschaffe? Diese „geistige Kluft“ zwischen Tier und Mensch scheint in der argumentativen Sprachfunktion zu liegen (das Tier weiß nicht, dass es weiß). Hat das aber nicht mit „Kultur“ zu tun?



3. Der Mensch als das besondere Kulturtier

Auch wenn alle Hauptelemente menschlicher Kulturfähigkeit (mit Ausnahme der moralisch- ethischen Komponente) bei Primaten prädisponiert sind, ist der Kulturanthropologe überzeugt, dass nur der Mensch echte Kulturen bildet. Dies zeigt sich in: unseren Wertsystemen, Verhaltenssystemen, in Moral, Religion und Lautsprache. Dies haben Primaten nicht. Noch deutlicher: nur der Mensch hat echtes Geschichtsbewusstsein, z. B. die „sinnhafte Verknüpfung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“. Der Tiervergleich bietet uns keine Basis mehr.
Die Differentia specifica des Menschen „liegt nach gegenwärtiger Kenntnis in der Fähigkeit zur Zeitvergegenwärtigung mit der wichtigsten Konsequenz der Bedürfnisantizipation“. Besondere Aufmerksamkeit in der Frage nach den „geistigen“ Fähigkeiten (S. oben) des Menschen verdient die Frage der Gehirnvergrößerung. Hier erhebt sich die Frage, ob die Sprachzentren (im Gehirn) die eigentliche Besonderheit des Menschen sind. Die zentrale Frage wäre m. E.: haben „geistige Leistungen“ mit einer (ziemlich komplexen) verbalen Sprache zu tun? Feststeht, dass Gehirnvergrößerung und Gehirndifferenzierung „die geistige Leistungsfähigkeit des Menschen enorm gesteigert“ haben. Vieles deutet darauf hin, dass die „Erfindung“ der verbalen Sprache geistige Leistungen wie Vorstellen, Erinnern und begriffliches Denken außerordentlich effektiver gemacht hat. (Details in den Unterlagen). Eine weitere Frage wäre: wie verhält sich Gehirn zum „Geist“?













Druckbare Version

l) Vom Homo Habilis zum Homo sapiens sapiens
n) Geist und Gehirn